Einsamer Abend
Im Nachtwind blähn sich leise die Gardinen,
Ein Falter wagt den Todesflug ins Licht
Und büßt den Fürwitz. Mit gelassnen Mienen
Schau ich ihm zu – es ist der Erde nicht,
Den dumpfe Sehnsucht in die Glut getragen,
Und der im Sturz den kecken Nacken bricht!
Vom Rathausturm hör‘ ich die Uhren schlagen.
Die Töne dringen wuchtig zu mir her,
Als wollte jeder einzelne mir sagen:
„Tu deine Pflicht – du hast nichts Andres mehr.
Ich neige meine Stirn der harten Kunde –
Heut‘ wird die Last der Einsamkeit mir schwer!
Mein Herz begehrt in dieser dunklen Stunde
Nach einem Herzen, das ihm Heimat wär‘,
Nach einem Wort aus liebem Menschenmunde!
von Anna Ritter
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