Morgenjunge Herrlichkeit,
Hell die Welt und frisch der Wind,
Wartend klopft mein Herz geschwind -:
Eine Minute schon über die Zeit!
Ach, wie oft schon sagt ich’s, Kind:
Pünktlichkeit!
Und ich spähe augenweit,
Und ich schaue fast mich blind,
Ist das Mädel nicht gescheit?
Zehn Minuten schon über die Zeit!
Soll ich ein Ewigkeit
Warten und sehnen!? – Langsam rinnt
Der Minuten Folge, breit
Wie ein Teerstrom. – Zeit, o Zeit!
Deine Minuten wie Stunden sind! …
Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,
Flattert im Wind!
Alles Warten ist verschwunden,
Hat sich Mund auf Mund gefunden,
Blick in Blick sich eingesenkt.
Dehnten jetzt sich die S e k u n d e n
Aus zu langen Dämmerstunden,
Wärs kein Umstand, der uns kränkt,
Da der Wind mit leisem Neigen
Ein Panier aus Frühlingszweigen
Über unsern Küssen schwenkt.
von Otto Julius Bierbaum