Liebesgedichte

Ludwig Uhland – Das Schloß am Meere

Das Schloß am Meere
Das hohe Schloß am Meer?
Goldig und rosig wehen
Die Rosen drüber her.

Es möchte sich drüber neigen
In die spiegelklare Flut;
Es möchte streben und steigen
In der Abendwolken Glut.

„Wohl hab‘ ich es gesehen,
Das hohe Schloß am Meer,
Und den Mond darüber stehen
Und Nebel weit umher.“

Der Wind und des Meeres Wallen,
Gaben sie frischen Klang?
Vernahmst du aus den Hallen
Saiten und Festgesang?

„Die Winde, die Wogen alle
Lagen in tiefer Ruh,
Einem Klagelied aus der Halle
Hört‘ ich mit Tränen zu.“

Sahest du oben gehen
Den König und sein Gemahl?
Der roten Mäntel Wehen?
Der goldnen Kronen Strahl?

Führten sie nicht mit Wonne
Eine schöne Jungfrau dar,
Herrlich wie eine Sonne
Strahlend im goldnen Haar?

„Wohl sah ich die Eltern beide,
Ohne der Kronen Licht,
Im schwarzen Trauerkleide;
Die Jungfrau sah ich nicht.“

Autor: Ludwig Uhland


Jetzt Teilen

Facebooktwitterpinteresttumblrmail


Hoch