Die Königstochter
Des Königs von Spanien Tochter
Ein Gewerb‘ zu lernen begann.
Sie wollte wohl lernen nähen,
Waschen und näh’n fortan.
Und bei dem ersten Hemde,
Das sie sollte gewaschen han,
Den Ring von ihrem Finger
Hat in’s Meer sie fallen lan.
Sie war ein zartes Fräulein,
Zu weinen sie begann.
Da zog des Wegs vorüber
Ein Ritter lobesan.
„Wenn ich ihn wiederbringe,
Was gibt die Schöne dann?“
„Einen Kuß von meinem Munde
Ich nicht versagen kann.“
Der Ritter sich entkleidet,
Er taucht in’s Meer wohlan,
Und bei dem ersten Tauchen
Er nichts entdecken kann.
Und bei dem zweiten Tauchen
Da blinkt der Ring heran,
Und bei dem dritten Tauchen
Ist ertrunken der Rittersmann.
Sie war ein zartes Fräulein,
Zu weinen sie begann.
Sie ging zu ihrem Vater:
„Will kein Gewerb‘ fortan!“
von Ludwig Uhland
Jetzt Teilen





